Häfler Ruderin wird Zweite bei den Deutschen Meisterschaften
Leonie Goller hat es geschafft – die 18-jährige Ruderin des Rudervereins Friedrichshafen sich einen Platz in der Juniorennationalmannschaft erkämpft. Nach ihren beiden Erfolgen bei den Deutschen Jugendmeisterschaften auf dem Baldeneysee in Essen im Juniorinnenachter, wo sie die Silbermedaille erruderte, und im Vierer ohne Steuerfrau, wo sie für die Bronzemedaille auf dem Treppchen stand, geht es nun für die junge Friedrichshafener Athletin gemeinsam mit ihrer Ruderpartnerin Milina Lindenmuth von der Mannheimer Amicitia in ein vierwöchiges Trainingslager nach Berlin-Grünau, bevor sie mit der Juniorennationalmannschaft nach Paris reist, wo vom 1. bis 8. August die JWM ausgetragen wird.
Traditionell sind die Juniorenweltmeisterschaften im vorolympischen Jahr die Feuertaufe für die Olympiaregattastrecke. Noch ist nicht klar, auf welchem Bootsplatz die Steuerbord-Ruderin in Paris an den Start gehen wird. In den ersten Tagen des Trainingslagers werden zehn junge Frauen um die Plätze im Achter kämpfen – doch das Ticket nach Paris hat sie sicher in der Tasche. Ob als Ersatzfrau oder eben im Flaggschiff Achter, wird sich nun zeigen.
Die junge Frau aus Friedrichshafen ist 2018 zum Rudersport gekommen. „Meine Freundin und ich haben uns umgeschaut und nach einer passenden Sportart gesucht“, erinnert sich die sympathische Athletin. Die harte Zeit der Corona-Pandemie verlangte einiges von den Mädchen ab. „Ich war davor auf wenigen Regatten. Und habe mich motiviert, in dem ich mich darauf gefreut habe, wieder Wettkämpfe zu fahren.“ Diese mentale Stärke brachte sie durch die auch für junge Leistungssportler sehr herausfordernde Zeit. War sie nach der Pandemie zwar nur noch die einzige aus ihrer Trainingsgruppe, die weiter bei der Stang blieb, so fand sie doch Ruderpartnerinnen im Land. Mit der Mannheimerin Lindenmuth sitzt sie seit vergangenem Herbst in einem Boot. „Wir sind Freundinnen geworden“, erklärt Goller. Viele Kilometer ruderten sie im Winter auf dem Neckar und auch dem Rhein im Breisacher Landesleistungszentrum. Zuhause unterstützt von Trainer Bernhard Strauch, trainierte sie in Breisach bei Landetrainer Ralf Kockel.
Erstes entscheidendes Kriterium, um sich Richtung Juniorennationalmannschaft zu orientieren, ist die Leistung auf der Ruderergometer. „7 Minuten und 18 Sekunden ist die WM-Norm“, erklärt Goller. Dass sie diese mit einer Zeit von 7,1605 auf 2000 Meter nach einem trainingsreichen Winter locker erfüllte, quittiert sie mit einem stolzen Lächeln.
Weitere Tests waren auf der Langstrecke sowie auf drei Frühregatten. Bei der ersten in Brandenburg waren Goller wie auch ihre Kollegin krankheitshalber nicht am Start, so war die Regatta in München umso wichtiger. Hier und in Köln schaute der Deutsche Ruderverband genau auf die Leistung der jungen Athletinnen in ihren Rennen. Goller konnte mit den vorderen Platzierungen und Siegen beeindrucken.
Für die Zwölftklässlerin des Droste-Hülshoff-Gymnasiums war es gerade auch in den letzten Tagen vor der Abfahrt nach Berlin eine herausfordernde Zeit, musste sie doch einige Klausuren vorschreiben, da sie ja erst wieder im neuen Schuljahr da sein wird.
Sie liebt den Rudersport, die Einheiten auf dem Wasser, aber auch zu Land: „Das Training ist vielfältig, Joggen gehört genauso dazu wie Ergometer Fahren und Krafttraining“, erzählt sie. Die Struktur des Trainings weiß sie genauso zu schätzen, bis zu zehnmal die Woche steigt Goller ins Boot oder zieht sich die Laufschuhe an. Dann aber gleich für 14 Kilometer. Auch die letzte Trainingseinheit vor Abfahrt nach Berlin war eine zu Land – Laufen in der schönen Landschaft. Gerne hört die junge Frau dabei Technomusik, der Sound passt für sie gut zu ihrem Training. „Ich habe einfach diesen Bewegungsdrang, ein Tag ohne Sport ist nicht für mich.“
Das Abwechseln zwischen individuellem Training und dem Miteinander im Großboot machen für sie einen besonderen Reiz aus. „Der Achter ist ungewohnt, auch viel anonymer“, erklärt sie im Hinblick auf das anstehende Trainingslager. Ein bis zwei Mannschaftkolleginnen kenne sie hier, die anderen sind ihr noch unbekannt. Doch sie freut sich auch auf diese menschliche Herausforderung, ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln, Vertrauen zueinander aufzubauen.
Die Ruderin blickt optimistisch auf das Trainingslager, sieht es auch als Möglichkeit, ihren Ruderschlag weiter technisch zu perfektionieren – etwas, das diese Sportart auszeichnet, ist doch kein Sportler jemals damit fertig, gibt es immer noch eine Feinheit zu verbessern.
Und natürlich freut sich die Friedrichshafener Ruderin auf die WM-Erfahrungen und die Möglichkeit, Mitglied eines Teams zu sein, das Deutschland repräsentiert. Zuhause im Bootshaus des RVF ist man derweil stolz auf seine Rennruderin und drückt ihr die Daumen.
Text und Bild: Silke Strauch-Hartmann