Herzliches Aufeinandertreffen, Freundschaft und prägende Erinnerungen
Stefan Dormeyer und Thomas Wagner ruderten viele Jahre für den RVF im Zweier ohne und waren bundesweit vorn dabei. 1990 schafften sie es nach 1989 erneut in das Junioren-Nationalteam. Gemeinsam mit Athleten aus Saarbrücken und Cochem starteten sie im Nationaltrikot auf der Junioren-WM in Frankreich im Vierer mit Steuermann. Nun, 30 Jahre später, traf sich die Mannschaft erstmals wieder. Stefan Dormeyer berichtet von diesem besonderen Wochenende bei uns am See und im Bootshaus:
1990, das Jahr der deutschen Wiedervereinigung, liegt nun schon 30 Jahre zurück. Genauso lange hat es gedauert, bis sich die komplette Mannschaft des Vierers mit Stm. der westdeutschen Nationalmannschaft der Junioren von 1990 am vergangenen Wochenende samt Trainer auf den Weg zum Bodensee gemacht hatten, um gemeinsam ins Boot zu steigen.
Rückblick 1990:
Der westdeutsche Vierer mit Stm. war in der Saison ungeschlagen, wurde deutlich Deutscher Jugendmeister in München. Das Trainingslager in Ratzeburg dauerte rund fünf Wochen und formte die Mannschaft nochmals bis ins kleinste Detail. So wurde der 4+hochgehandelt zur Junioren-Weltmeisterschaft nach Frankreich geschickt, um auf Medaillenjagd zu gehen. Die Vorlaufrennen zeigten diese Leistungsentwicklung.
„Wer die DDR schlägt, der hat eine Medaille sicher“, so die Trainer im westdeutschen Lager. Gesagt, getan: im Halbfinale wurde die Mannschaft aus Ostdeutschland im direkten Vergleich deutlich geschlagen, eine Medaille schien nun sicher.
Das Finale verlief jedoch anders. Durch eine Unachtsamkeit zwischen 1.250m und 1.500m der Deutschen zogen die Boote aus Rumänien, Italien und Großbritannien weg. Zu spät bemerkt, konnte das Boot mit den Häflern an Bord diesen Abstand trotz eines gewaltigen Schlussspurts nicht mehr aufholen. Mit etwas mehr als einer Viertel Länge Rückstand auf Großbritannien war für uns nur noch der undankbare vierte Platz drin.
Gegenwart 2020:
Eigentlich war geplant, dass sich die gesamte Juniorennationalmannschaft von 1990 in der Mitte der Republik trifft, doch Corona machte auch hier einen Strich durch die Rechnung. So wurde das Event auf das nächste Jahr verschoben. Unser Vierer jedoch ließ es sich nicht nehmen, den „Geist“ von damals im kleinen Rahmen hochleben zu lassen, und traf sich in Friedrichshafen.
Anreise aus Berlin, Koblenz, Saarbrücken und Davos am Freitagabend, um gemütlich in das Wochenende zu starten. Die Freude der Kameraden war beim ersten Wiedersehen nach drei Jahrzehnten deutlich in die Gesichter geschrieben. Lange noch saß man an diesem milden Septemberabend am Lagerfeuer.
Samstag in der Früh wurde uns das Training wie in alten Zeiten vom „Fritz“ (Friedrich -Wilhelm Ulrich; 2-facher Olympiasieger und mehrfacher 8+ Weltmeister der DDR) vorgegeben, der uns 1990 im Vierer trainierte. Fritz hatte damals ein Jahr zuvor noch die DDR-Auswahl in der gleichen Bootsgattung zur Goldmedaille gebracht, bevor er dann in den Westen flüchtete.
„Männer, ich will einen harten Schubschlag sehen“, war die Vorgabe vom Fritz. Die Modellathleten von damals trugen wie einst im „Nationaldress“ die Riemen und das Boot zum Steg, legten eingespielt nach der Ansage des Steuermannes das Boot ins Wasser und legten ab. Wie vor dreißig Jahren klappte das Rudern auf Anhieb. Wie schön der See sein konnte, erlebte die Mannschaft und genoss die Rudereinheit zum „Stärrschorsch“ in Fischbach. Dort angekommen, das Boot sicher auf Polstern abgelegt, wurde ein Tisch bezogen und es gab die verdiente Erfrischung. Geschichten und Erinnerung aus der damaligen Zeit wurden erzählt und viel gelacht.
Damals: Wir hatten in der Tat einige großartige Erlebnisse in dieser Zeit, wie die Regatta in Brandenburg mit Trainingslager in Berlin. Gerade mal 18 Jahre alt waren wir. Volljährig erkundeten wir die künftige deutsche Hauptstadt in der trainingsfreien Zeit. Im Zuge der Wiedervereinigung auch den Ostteil der Stadt, was ein Jahr zuvor nicht denkbar gewesen wäre!
Int. Regatta Köln
Bord an Bord Wettkampf mit der „DDR“ Auswahl, es war quasi das Rennen der Rennen (Ost/West) und so schnell, dass die Zeiten schneller waren als die des 4- , beiden Mannschaften wollten der „anderen Seite“ zeigen, wer die bessere Mannschaft war.
Viele Trainingslager standen auf dem Programm: von Breisach über Dreisbach an der Saarschleife bis nach Ratzeburg, überall wurde an Technik und Kondition gefeilt, der Spaß durfte aber nicht fehlen.
Zurück in die Gegenwart
Die Zeit verging im Fluge, es musste ja noch zurückgerudert werden. Im Bootshaus angekommen, wurde auf „aktive Regeneration“ umgestellt, der Grill angezündet und entspannt.
Gemeinsam schauten wir dabei Bilder und Filmmaterial an, die eine oder andere Überraschung aus der Vergangenheit kam zum Vorschein.
So ging dieser Tag viel zu schnell zu Ende, am nächsten Morgen hieß es auch schon wieder Abschiednehmen voneinander und vom Bodensee.Einig war man sich, dass man dieses Event wiederholen möchte, am liebsten am schönen Bodensee, diesmal dann aber mit dem ganzen Juniorennationalteam von 1990.